Diese Kriterien sind bei der Wahl eines E-Autos zu beachten
Die Elektromobilität ist auch in der Schweiz auf dem Vormarsch. Wer ein E-Auto kaufen will, sollte vor dem Entscheid mindestens drei Kriterien berücksichtigen: Umweltbelastung, Kosten und Ladeinfrastruktur. Wir zeigen, wie man zu einem umweltschonenden, kostengünstigen und alltagstauglichen «Stromer» kommt.
Die Palette an E-Auto-Modellen in der Schweiz wächst kontinuierlich. Eine aktuelle Übersicht gibt die Fachgesellschaft «e’mobile» in ihrer Broschüre «Energieeffiziente Fahrzeuge: Marktübersicht 2019». Bei den beliebtesten E-Fahrzeugen hat Tesla nach wie vor die Nase vorn: Das Model 3 ist vor dem Renault Zoe und dem BMW i3 das mit Abstand meistverkaufte Elektroauto der Schweiz. Doch welcher Stromer zu den eigenen Bedürfnissen passt, ist eine ganz andere Frage. Wir zeigen, welche Kriterien es punkto Umweltverträglichkeit, Kosten und Ladeinfrastruktur zu beachten gilt.
Kriterium Umweltbelastung
Wer beim Kauf eines Neuwagens auf ein umweltschonendes und gleichzeitig erschwingliches Elektroauto setzen möchte, findet mithilfe der Auto-Umweltliste des Verkehrs-Clubs der Schweiz VCS eine erste Orientierung. Diese Liste erteilt jedem im Schweizer Markt erhältlichen Automodell Noten in verschiedenen Kategorien, die für die Umweltverträglichkeit von Bedeutung sind. Die Noten werden als Farbcodes ausgewiesen (Grün, Orange und Rot). Der Überblick über die umweltverträglichsten E-Autos ist in einem spezifischen Ratgeber enthalten:
Der Hyundai Ioniq Electric führt die Liste der umweltverträglichsten Elektroautos an. (Grafik: Ratgeber des VCS, Seite 5)
Eine weitere hilfreiche Liste ist die Autosuche des Touring Club Schweiz TCS. Hier können ebenfalls sämtliche Autos am Markt gefunden werden. Man kann die Suche durch die Wahl der Treibstoffart «Elektro» einschränken. Eine Liste der umweltfreundlichsten Autos ist zudem auf dem Vergleichsportal Topten zu finden.
CO2-Emissionen auch bei E-Autos
Wer elektrisch fährt, emittiert zwar keine Abgase, verursacht aber trotzdem indirekte Treibhausgas-Emissionen. Zu diesen zählen die Emissionen aus der Erzeugung und dem Transport des Stroms, mit dem das E-Auto geladen wird. Wer also wirklich umweltschonend fahren möchte, sollte sein Auto mit Ökostrom betanken. Zudem sollte das E-Auto möglichst energieeffizient sein.
Wer elektrisch fährt, verursacht trotzdem indirekte Treibhausgas-Emissionen.
Ein Mass für die Energieeffizienz ist der Stromverbrauch in Kilowattstunden pro gefahrenen Kilometer. Diese Angabe bezieht sich auf Standard-Fahrzyklen und bildet somit nur eine idealisierte Situation ab. Um den realen Verbrauch klein zu halten, empfiehlt sich ein sanftes Fahrverhalten mit eher moderaten Geschwindigkeiten und wenigen Beschleunigungsphasen. Wer umsichtig fährt, schont zudem die Batterie, denn schnelle Entladungen können den Akkus zusetzen und ihre Lebensdauer verkürzen. Eine Liste der Verbrauchswerte von Personenwagen, die auch E-Autos umfasst, bietet der Verbrauchskatalog des TCS.
Kleine Batterie umweltfreundlicher
Neben der Stromerzeugung gilt es zu bedenken, dass die Herstellung eines E-Autos ebenfalls Energie verbraucht und somit auch CO2-Emissionen verursacht. Das genaue Ausmass dieser grauen Energie fällt unterschiedlich hoch aus. Es hängt vor allem von der Grösse der Batterie und vom Leergewicht des Autos ab. Wer also ein E-Auto mit einer eher kleinen Batterie kauft, tut der Umwelt nicht nur beim Fahren etwas Gutes, sondern hilft indirekt auch, die graue Energie der E-Mobilität zu senken.
Je grösser die Batterie des Elektroautos, desto grösser die graue Energie, die für die Herstellung aufgewendet wurde. (Foto: Roman Zaiets/Shutterstock)
Eine kleinere Batterie geht allerdings in der Regel auf Kosten der Reichweite, welche von den meisten potenziellen Käufern immer noch als Hauptgrund gegen den Kauf eines Elektrofahrzeugs angegeben wird. Hier gilt es also genau abzuwägen: Wie gross darf die Batterie sein, ohne dass die in ihr verbaute graue Energie den ökologischen Vorteil der Nutzung eines E-Autos zunichtemacht?
Kriterium Kosten
In der Anschaffung sind elektrisch betriebene Fahrzeuge gegenwärtig noch teurer als vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotor. Das liegt vor allem an den hohen Preisen der Batteriepacks. Der technische Fortschritt der letzten Jahre hat allerdings bereits zu markanten Preissenkungen geführt. Dieser Trend dürfte sich auch in Zukunft fortsetzen. Die meisten Experten gehen davon aus, dass Elektroautos spätestens 2025 die Preisparität mit herkömmlichen Personenwagen erreichen. Berücksichtigt man aber die totalen Betriebskosten über die gesamte Nutzungsphase, schneiden die Stromer teilweise schon heute besser ab als ihre Verbrenner-Pendants.
Strompreis, Wartung und Batterie
Strom zu «tanken» ist relativ günstig. Hier kann also pro gefahrenen Kilometer ein Kostenvorsprung zugunsten des E-Autos herausspringen. Wichtig ist wiederum, dass das E-Auto eine möglichst hohe Energieeffizienz aufweist.
Zudem sind E-Autos in der Regel weniger wartungsintensiv, weil sie weniger bewegliche Teile verwenden, die mechanischen Verschleiss erleiden könnten. Ein bedeutender Kostenpunkt bleibt allerdings die Batterie. Der Preis der Speichereinheit steigt naturgemäss mit der Grösse (sprich: dem Speichervermögen) an. Das ist ein weiterer Grund dafür, beim Akku nach dem Motto «nur so viel wie nötig» zu verfahren.
E-Autos sind weniger wartungsintensiv, weil sie weniger bewegliche Teile verwenden.
Tiefere Abgaben, günstige Versicherungen
Käufer von E-Autos profitieren zudem finanziell, weil sie von der Mineralölsteuer befreit sind. Die beim Zoll erhobene Automobilsteuer, die sich auf vier Prozent des Nettopreises beläuft, fällt für Elektromobile ebenfalls weg. Auch die Motorfahrzeugsteuer wird für Elektroautos in einigen Kantonen erlassen oder zumindest reduziert. Wie hoch die Ermässigung der Motorfahrzeugsteuer in den verschiedenen Kantonen ausfällt, zeigt diese Übersicht des BFE.
Auch Versicherer belohnen Autokäufer für die Auswahl eines umweltfreundlichen Personenwagens. E-Auto-Fahrer können gemäss einer Untersuchung von Comparis von einer Prämienverbilligung von bis zu 56 Prozent gegenüber den Käufern von Verbrennungsautos profitieren.
Vor dem Kauf eines E-Autos sollte man prüfen, wo die Batterie jeweils geladen werden kann. (Foto: GOFAST-Tankstelle mit Solardach/zvg)
Kriterium Ladeinfrastruktur
Die Reichweite von heute verfügbaren E-Autos genügt, um die meisten Fahrten im Alltag zu bewältigen. Für längere Fahrten ist man jedoch nach wie vor auf ein dichtes Ladenetz angewiesen, das auch Schnellladestationen umfassen sollte. Eine Übersicht der öffentlichen Ladestationen in der Schweiz bietet www.swisscharge.ch.
Das Laden von Elektroautos findet in der Regel zu Hause oder am Arbeitsplatz statt. Es lohnt sich deshalb vor allem für Mieterinnen und Mieter, die Möglichkeit der Installation von Ladepunkten mit dem Vermieter abzuklären, bevor man den Kauf eines Stromers beschliesst. Zudem gilt es zu beachten, dass es verschiedene Ladeanschlüsse im Markt gibt, die nicht immer miteinander kompatibel sind. Dementsprechend kann man unter Umständen nicht an allen Ladesäulen seine Batterien nachfüllen.
Die 14 häufigsten Fragen zu E-Autos behandelt der EKZ-Blog blue: Was für Käufer und Fahrerinnen, beim Appschleppen, für Mieter und für Angestellte oder für die Stromversorgung der Schweiz insgesamt von Interesse ist, beantworten die Experten dort.
Ich schätze die Autoumweltliste des VCS, doch bei den Elektroautos haben sie Probleme, eine sinnvolle Bewertung zu machen. Ich frage mich, wie die Lärmwerte zu Stande kommen. Im Wesentlichen sind ja die Abrollgeräusche entscheidend, die wiederum von den Reifen abhängig sind. Jedenfalls ist beim VW-Golf der Wert 1 dB höher als bei den bestplatzierten, was ihn gerade auf den 4. Platz bringt. Obwohl er den gleichen Verbrauch wie der IONIQ hat, aber eine kleinere Batterie. Eigentlich müsste somit der e-Golf auf dem ersten Rang sein.
Ob die Verbrauchswerte stimmen, ist natürlich eine andere Frage.
Hallo Stefan B, ja das war wirklich knapp für den E-Golf. Grundsätzlich geht es um die Lärmbelastung der Umwelt, also den Aussenlärm der Fahrzeuge. In den Bewertungsgrundlagen ist folgendes nachzulesen (Absatz 2.2.2 Lärm): «Die Bewertung beruht auf den Lärm-Typenprüfwerten der Fahrzeuge. Die Skala variiert zwischen 10 Punkten für maximal 65 dB(A) und null Punkten ab 75 dB(A)»*
Zur Einordnung des Unterschieds noch dies: 1 dB(A) ist ein Lautstärkenunterschied, den offenbar die allermeisten Menschen wahrnehmen können, d.h. sie würden den Golf im direkten Vergleich als lauter empfinden. Einen Unterschied von 10 dB(A) würden wir als Verdoppelung des Lärms empfinden.**
Jan Stanek, das stimmt natürlich. Neben den im Beitrag erwähnten Kosten der Batterie spielt auch deren Haltbarkeit eine Rolle – sofern man die Batterie kauft und nicht mietet oder im Leasing einschliesst. Und die Lebensdauer der Batterie wird oft in (vollständigen) Ladezyklen angegeben (oft 1000 oder mehr), in letzter Zeit auch gerne in Meilen (1 Million wurde von verschiedenen Anbietern schon genannt) oder in Kilometer (Faktor 1,6). Und das gilt es dann mit dem erwarteten Bedarf abzugleichen.
Stefan Blum
Vor 4 Jahren
Guten Tag
Guter Beitrag, bis auf die Aussage, dass ein kleiner Akku empfehlenswert sei und die Rangliste dazu. Wenn mann eine Kreislauf Wirtschaft zugrunde legt und über 95% Akku Rohstoff Recycling beachtet, sieht diese Rechnung ganz anders aus. Beachtet man des Weiteren die Lebensdauer Ladezyklen, kommt man aufgrund der kurzen Lebensdauer und geringen Gesamtreichweite nicht zum Schluss, dass kleine Akkus empfohlen werden sollten. Mit dem Akku wird in der Regel auch das Auto frühzeitig verschrottet. Wenn der grössere Akku hingegen länger hält als das restliche Auto, geht er für weitere 10-15 Jahre in ein 2nd Life, bevor seine Rohstoffe nach mehreren Jahrzehnten wieder für neue Akkus verwendet werden. Eine Empfehlung kleiner eAuto Akkus ist deshalb aus dieser Perspektive eher kritisch zu sehen.
Kommentare: Was denken Sie?
Stefan B
Vor 5 Jahren
Ich schätze die Autoumweltliste des VCS, doch bei den Elektroautos haben sie Probleme, eine sinnvolle Bewertung zu machen. Ich frage mich, wie die Lärmwerte zu Stande kommen. Im Wesentlichen sind ja die Abrollgeräusche entscheidend, die wiederum von den Reifen abhängig sind. Jedenfalls ist beim VW-Golf der Wert 1 dB höher als bei den bestplatzierten, was ihn gerade auf den 4. Platz bringt. Obwohl er den gleichen Verbrauch wie der IONIQ hat, aber eine kleinere Batterie. Eigentlich müsste somit der e-Golf auf dem ersten Rang sein.
Ob die Verbrauchswerte stimmen, ist natürlich eine andere Frage.
Energie-Experten
Vor 5 Jahren
Hallo Stefan B, ja das war wirklich knapp für den E-Golf. Grundsätzlich geht es um die Lärmbelastung der Umwelt, also den Aussenlärm der Fahrzeuge. In den Bewertungsgrundlagen ist folgendes nachzulesen (Absatz 2.2.2 Lärm): «Die Bewertung beruht auf den Lärm-Typenprüfwerten der Fahrzeuge. Die Skala variiert zwischen 10 Punkten für maximal 65 dB(A) und null Punkten ab 75 dB(A)»*
Zur Einordnung des Unterschieds noch dies: 1 dB(A) ist ein Lautstärkenunterschied, den offenbar die allermeisten Menschen wahrnehmen können, d.h. sie würden den Golf im direkten Vergleich als lauter empfinden. Einen Unterschied von 10 dB(A) würden wir als Verdoppelung des Lärms empfinden.**
* http://www.autoumweltliste.ch/fileadmin/redaktion/Downloads/AUL_20/Umweltbewertungssystem_AUL_2020-02.pdf
** http://www.laermorama.ch/m1_akustik/schallpegel_w.html#schallpegel
Jan Stanek
Vor 5 Jahren
Interessant wäre auch wie viele Ladezyklen verträgt die Batterie und wieviel kostet ein neuer Batteriesatz.
Energie-Experten
Vor 5 Jahren
Jan Stanek, das stimmt natürlich. Neben den im Beitrag erwähnten Kosten der Batterie spielt auch deren Haltbarkeit eine Rolle – sofern man die Batterie kauft und nicht mietet oder im Leasing einschliesst. Und die Lebensdauer der Batterie wird oft in (vollständigen) Ladezyklen angegeben (oft 1000 oder mehr), in letzter Zeit auch gerne in Meilen (1 Million wurde von verschiedenen Anbietern schon genannt) oder in Kilometer (Faktor 1,6). Und das gilt es dann mit dem erwarteten Bedarf abzugleichen.
Stefan Blum
Vor 4 Jahren
Guten Tag
Guter Beitrag, bis auf die Aussage, dass ein kleiner Akku empfehlenswert sei und die Rangliste dazu. Wenn mann eine Kreislauf Wirtschaft zugrunde legt und über 95% Akku Rohstoff Recycling beachtet, sieht diese Rechnung ganz anders aus. Beachtet man des Weiteren die Lebensdauer Ladezyklen, kommt man aufgrund der kurzen Lebensdauer und geringen Gesamtreichweite nicht zum Schluss, dass kleine Akkus empfohlen werden sollten. Mit dem Akku wird in der Regel auch das Auto frühzeitig verschrottet. Wenn der grössere Akku hingegen länger hält als das restliche Auto, geht er für weitere 10-15 Jahre in ein 2nd Life, bevor seine Rohstoffe nach mehreren Jahrzehnten wieder für neue Akkus verwendet werden. Eine Empfehlung kleiner eAuto Akkus ist deshalb aus dieser Perspektive eher kritisch zu sehen.